"Lieber Gott, bitte lass mich nur einmal im Lotto gewinnen!"

"Dann kauf dir doch mal einen Lottoschein!" antwortet Gott

Jeder intelligente Mensch weiß, dass man beim Lotto spielen mit nur sehr geringer Wahrscheinlichkeit gewinnt.

Ähnlich ist es beim Pokerspielen. Wenn sieben Leute zusammen Poker spielen und alle ähnlich gut sind, dann müsste ja jeder gleich oft gewinnen. Poker ist ein Glücksspiel. Selbst wenn die Spieler nicht gleich gut sind, sollte jeder mal gewinnen und verlieren. Bei sechs Mitspielern, wird sogar ein herausragender Pokerspieler selten gewinnen.

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Wie macht ein Pokerspieler Gewinn, wenn er meistens verliert? Er gewinnt hohe Beträge und verliert kleine Beträge.

Das ist eine der Lebensweisheiten, die du beim Poker lernen kannst. Vor einigen Jahren habe ich 300$ durch Poker erspielt. Gemessen an der investierten Zeit, war der Stundenlohn miserabel, aber ich habe mehr gelernt als nur ein Kartenspiel.

Eine Lebensweisheit ist, dass du nicht immer gewinnen musst. Nichtmal oft. Aber wenn du gewinnst, dann sollte es sich richtig lohnen. Wenn du verlierst, solltest du wenig verlieren. Deswegen ist es beim Poker so wichtig, dass du früh aussteigst (fold), wenn die Gewinnchancen zu schlecht sind. Falls deine Chancen gut sind, dann muss es sich zusätzlich noch lohnen. Ein guter Pokerspieler steigt manchmal aus, selbst wenn die Chancen gut sind, weil der Gewinn zu klein ist.

Ähnlich ist es in der Finanzbranche. Ein Händler an der Börse muss nicht dauernd gewinnen, aber wenn der Gewinn macht, dann hoffentlich viel.

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Ich habe auch das selbst ausprobiert. Rund um Bitcoin gibt es eine Unmenge weiterer virtueller Währungen. Diese kannst du handeln, so wie man Dollar gegen Euro handelt (Forex). Das Ganze hat Ähnlichkeiten mit Pennystock. Der Unterschied ist, dass es keinerlei Börsenaufsicht gibt. Kein Schutz gegen Manipulation. Keine Versicherung. Der Wilde Westen.

Als Händler spielst du gegen viele anderen Händler. Du wettest, dass der Kurs hoch oder runter geht. Der Trick ist nicht, dass du immer richtig liegst. Der Trick ist früh genug aussteigen, falls du falsch liegst. Der Trick ist hohe Gewinne zu machen, falls du richtig liegst. Selbst falls du selten richtig liegst, kannst du trotzdem Gewinn machen.

Das ist der Grund, warum du Bekannten und Verwandten niemals Tipps gibst, wie sie investieren sollen. Selbst wenn sie drum betteln. Das Problem ist, dass sie auch wissen müssten, wann sie aussteigen sollen. Dafür bist du aber nicht mehr anwesend, wenn du den Tipp einmal gegeben hat.

"Hey, dein 'todsicherer' Tipp vor 'ner Woche is' voll die Pleite!"

"Wieso? Ich hab vorgestern mit gutem Gewinn verkauft."

Außerdem musst du viel spielen. Nach dem Gesetz der großen Zahlen, hat das Ganze Herumgerechne mit Wahrscheinlichkeiten nur Aussagekraft, wenn du es häufig machst. Wer selten gewinnt, muss lange Durststrecken in Kauf nehmen.

Und noch ein wichtiger Hinweis. Niemals viel investieren, selbst wenn die Chancen gut sind. Das Kelly-Kriterium gibt eine Formel an, wieviel du investieren musst, um den Gewinn zu maximieren.

Nehmen wir mal an wir würfeln. Du setzt auf eine Zahl (1 bis 6), also gewinnst du in gut 16% der Fälle. Falls du richtig tippst, bekommst du das 10fache deines Einsatz plus deinen Einsatz wieder. Du kannst 1000 mal spielen (Erwartungswert 1666€ bei jeweils 1€ Einsatz). Das Problem ist, falls du immer alles setzt und ein einziges Mal verlierst, dann kannst du nicht mehr weiter spielen, weil du bankrott bist. Deswegen immer nur wenig setzen. Laut Kelly-Kriterium in diesem Fall 6% deines Kapitals. Der Pokerspieler nennt das Bankroll Management. Für den Börsenhändler ist es der Grund zu diversifizieren.

Das funktioniert dann gut mit dem "viel spielen" zusammen. Du darfst durchaus parallel mehrere Investitionen am laufen haben. Wenn ich nur 6% pro Spiel einsetze, dann kann ich immer noch 16 Spiele parallel spielen.

© 2016-03-05