Ich habe 2015 erklärt warum Trump Präsident werden wird. Inzwischen ist er Präsident und wird ernst genommen. Allerdings sind viele Menschen sehr verunsichert, weil sie das Chaos nicht verstehen. Trump folgt nicht der altbekannten Logik der Politik. Trotzdem ist sein Verhalten logisch.
Trump macht Deals
Trump hat vor einiger Zeit einen Bestseller geschrieben: The Art of the Deal. Ok, eigentlich hat Tony Schwartz das Buch geschrieben und der bereut es inzwischen. Trotzdem gibt das Buch einen guten Einblick in Trump. Er hat das Buch schließlich abgesegnet und vermarktet.
Trump ist ein knallharter Händler durch und durch. Immer will er einen guten Deal machen. Ob win-win oder win-lose ist ihm egal, solange es für ihn ein win ist. Das sagt auch Matthias Schranner und der ist ebenfalls ein Profi.
Wenn Trump anordnet schnellstens eine Mauer an der mexikanischen Grenze zu bauen, dann ist das das Vorspiel einer Verhandlung. Wenn Trump anordnet Bürger mancher Staaten nicht mehr einreisen zu lassen, dann ist das das Vorspiel einer Verhandlung. Es geht ihm nicht darum, die Forderungen so umzusetzen. Es geht darum einen Anker zu setzen. Trump kann jetzt nachgeben und kriegt trotzdem noch was er will.
Wie sollte man darauf reagieren? Indem man nachgibt bevor die Verhandlung begonnen hat? Nein. Man sollte seine eigenen Ansprüche formulieren und Trump ignorieren. Der nächste Schritt ist so schnell wie möglich mit der eigentlichen Verhandlung zu beginnen.
Trump nutzt die Medien
Trump ist inzwischen berüchtigt für seine Tweets. Aber wenn er nicht wüsste, was er täte, dann hätte ihn das bereits die Nominierung gekostet. Trump hat bereits in den 80er Jahren die Sensationsgier der Medien ausgenutzt. Er zog die Öffentlichkeit auf seine Seite, um Druck auf die Stadt New York auszuüben, damit die seine grandiosen Bauprojekte genehmigten.
Trump hat 14 Jahre lang die Fernsehserie "The Apprentice" produziert und moderiert. Er weiß genau, wie die Medien funktionieren und wie man die Massen fesselt. Er weiß, welche Gegner man aggressiv angreift (Sally Yates) und welche man sich selbst überlassen kann (Women's March).
Trump ist Entrepreneur
Das Trump Imperium umfasst viele verschiedene Organisationen. Primär geht es um Prunkimmobilien, aber eigentlich hat er fast alles mal gemacht. Das bedeutet er ist es gewohnt, schnell zwischen Projekten zu wechseln bzw die Projekte zu verändern wenn es notwendig ist. Trump ist nicht wie der CEO eines Konzerns, der träge durch die Weltwirtschaft zieht. Er hat Startup-Mentalität.
Das spiegelt sich an der Geschwindigkeit wieder mit der er sein Programm als Präsident durchzieht. Die Medien bekommen jeden Tag eine neue Schlagzeile. Die Protestbewegungen kommen kaum hinterher immer neue Pappschilder zu malen. Mit dem Kongress hat er sich bisher nicht angelegt, aber die ergrauten Herren dort kommen noch weniger mit.
Trump lernt und passt sich an. Wenn etwas nicht funktioniert, probiert er etwas anderes. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich sein Kabinett in den nächsten Monaten und Jahren häufig ändern wird.
Und wir?
Trump wird die globale Politik verändern. Vielleicht zum Guten (Versöhnung mit Russland). Vielleicht zum Schlechten (Handelskrieg mit China und Europa). Trumps Methodik erscheint mir effektiv und sie wird kopiert werden. Frauke Petry, Marine Le Pen, Geert Wilders und andere machen sich mit Sicherheit Notizen. Auch auf der linken Seite gibt es Fans wie Lafontaine. Martin Schulz macht eher auf Bernie Sanders. Nur Angela Merkel verweigert sich dem bisher.
Trump ist für Europa die Chance seine Stärke zu entdecken. Er fordert uns heraus und wir werden hoffentlich daran wachsen.