Ihre Lebensaufgabe sehen die meisten Menschen darin, das eigene Glück zu maximieren. Eine enge Partnerschaft mit einem anderen Menschen, also die Institution Ehe, kann dieser Zielsetzung hilfreich erscheinen. Die Ehe bietet erhöhtes Vertrauen, zusätzliche Sicherheit, mehr Geborgenheit. Man hat einen Menschen mit dem man alles Freud und Leid teilen kann, was nach Sprichwort doppelte Freud und halbes Leid bedeutet.

Doch falls eine solche Partnerschaft diese Kriterien nicht mehr erfüllt, weil Freuden nicht mehr geteilt und Leid nur noch hin und hergeschoben wird, dann erscheint es für alle Beteiligten besser die Ehe zu beenden. Eine solche Ehe hat sich verändert, so dass die sich negativ auf die Glücksmaximierung auswirkt. Vertrauen, Sicherheit und Geborgenheit scheinen auf dem gemeinsamen Weg verloren gegangen zu sein. Eine Scheidung verspricht nun diesen Negativfaktor aus dem eigenen Leben zu entfernen.

Als Christ orientiert man sich an Gottes Maßstäben. Die Glücksmaximierung folgt dadurch einer anderen Formel. Auch ein Christ maximiert sein Glück, aber er glaubt an andere Gesetzmäßigkeiten als der Nichtchrist. Paulus betont beispielsweise das gegenseitige Dienen im Gegensatz zum weltlichen Egoismus. Im folgenden einige konkretere Aussagen der Bibel zur Ehe.

  1. Natürliche Ergänzung. Dem Schöpfungsbericht nach sind Mann und Frau auf gegenseitige Ergänzung ausgelegt. Ergänzung bedeutet insbesondere, den anderen stehen zu lassen, da auch er seinen Teil beiträgt. Es geht nicht darum besser zu sein, sondern darum die Stärken des Partners zu entdecken, zu respektieren und sich damit zu ergänzen.
  2. Die Eltern verlassen. Spätestens mit der Ehe verlässt ein Kind seine Eltern (1.Mose 2,24) und lebt sein eigenes Leben. Es geht nicht darum den Kontakt mit den Eltern abzubrechen, aber die Beziehung ändert sich und Eltern sind nun eher Freunde als Beschützer. Falls diese (vor allem emotionale) Bindung nicht gelockert wird, stellt man den Ehepartner in eine Konkurrenzposition. Das Schwiegermutter-gegen-Braut-Szenario ist ein typisches Beispiel.
  3. Zusätzliche Verantwortung. Paulus hebt hervor, wie ein Single sich auf Gott konzentrieren kann. Der Verheiratete dagegen hat viele verschiedene Dinge um die Ohren und muss sich um seine Frau kümmern (1.Kor 7,33). Das ist nicht unbedingt ein Nachteil, aber es ist auf jeden Fall ein Unterschied. Arbeit, mag sie auch noch so fromm oder missionarisch sein, darf nicht als Ausrede gelten die eigene Ehe zu vernachlässigen. Mit der Heirat übernimmt man Verantwortung für einander und die Beziehung zwischeneinander.
  4. Liebe. Das hört sich sehr selbstverständlich an, dass man sich in einer Ehe liebt. Jedoch gibt es mit Sicherheit Zeiten, wo einem das sehr schwer fällt. Nicht jeder kann sich morgens vor der ersten Tasse Kaffee oder direkt nach einem harten Arbeitstag auf seinen Partner einlassen und seine Sorgen teilen. Wir sind jedoch aufgefordert unseren Nächsten zu lieben und der Ehepartner ist mit Sicherheit sehr nah.
  5. Sex. Viele Menschen sind der Auffassung, dass Sex nicht unbedingt mit Liebe zu tun haben muss. Liebe zwischen Ehepartnern hat aber auf jeden Fall mit Sex zu tun, auch wenn es in biblischer Sprache etwas fremd klingt: Berauscht euch an der Liebe! Wichtig ist dabei allerdings, dass beide wirklich wollen und nicht Druck, Angst oder Unsicherheit die Motivation ist (1. Kor 7,3 ff).
  6. Unterordnung der Frau. Dies ist der wohl missverständlichste Teil dieser Auslegung. Zwar sagt die Bibel, dass die Frau dem Mann dienen soll (Eph 5,22), aber kurz danach (Eph 5,25) auch, dass der Mann die Frau lieben soll. Damit sind beide Geschlechter auf ihre jeweiligen typischen Schwächen hingewiesen. Männer vergessen häufig, dass auch nach der Hochzeit immer wieder Liebesbeweise notwendig sind.

    Ich hab' bei unserer Hochzeit Ja gesagt. Falls ich meine Meinung ändere sag' ich dir Bescheid.

    Frauen tratschen öfter und das auch gerne über die Macken des Partners. Sie werden deswegen darauf hingewiesen ihren Partner zu achten, was insbesondere heißt nicht schlecht über ihn zu reden und zu prüfen, ob man es denn wirklich besser weiß. Von einigen christlichen Ehepaaren kenne ich das Verständnis, dass sie für den Fall, dass sie sich nach viel Reden und Nachdenken nicht einig werden, der Mann die Entscheidung und die Verantwortung übernimmt.

Weitere Punkte, die in dieser Auflistung fehlen sind beispielsweise gegenseitige Vergebung oder auch gute Zeit- und Geldplanung. Diese Dinge sind auch wichtig, aber nicht nur speziell in der Ehe, weswegen ich hier nicht näher darauf eingehe.

Auch wenn es sich platt anhört, aber am wichtigsten ist vermutlich eine gute Kommunikation. Es lohnt sich öfter mal nachzufragen wie es dem Partner geht und sich dabei auch Zeit zu nehmen für die Antwort. Als kleine Gesprächsanregung könnte man gemeinsam Mark Goulstons 10 Habits of Happy Couples durchgehen. Glückliche Paare ...

  1. gehen zur selben Zeit ins Bett
  2. pflegen gemeinsame Interessen
  3. halten Händchen
  4. vertrauen und vergeben
  5. sehen die Stärken und nicht die Fehler des Partners
  6. umarmen sich nach einem langen Arbeitstag
  7. sagen jeden Morgen "Ich liebe dich" und wünschen sich einen guten Tag
  8. wünschen sich gute Nacht
  9. kommunizieren auch mal während der Arbeit
  10. sind stolz mit ihrem Partner gesehen zu werden

Versteht diese Liste aber nicht als Zwang! Als Christ glaube ich daran, dass sich ein liebevoller Gott um mich sorgt und das bedeutet auch um meine Ehe. Bonhoeffer beschreibt dieses Wunder so:

Gott sagt in der Tat in unbegreiflicher Herablassung sein Ja zu eurem Ja; aber indem er das tut, schafft er zugleich etwas ganz Neues: er schafft aus eurer Liebe ‑ den heiligen Ehe­stand. Ehe ist mehr als eure Liebe zueinander. [...] So kommt die Liebe aus euch, die Ehe von oben, von Gott. Nicht eure Liebe trägt die Ehe, sondern von nun an trägt die Ehe eure Liebe.
― Dietrich Bonhoeffer, Traupredigt aus der Zelle

Dank an Anne-Kristin, Ingo Zwinkau und Christian Maniyar für's Korrekturlesen. Besonderer Dank an Alfred und Gisela Kowalsky für die Traugespräche. Dieser Artikel ist mein Fazit aus diesen Gesprächen und Vorbereitung auf meine Hochzeit.
© 2009-05-04