Ein "Lead Market" ist ein Markt der eine Innovation als erstes übernimmt, die dann global auf andere Märkte diffundiert. Je nach Branche sind das andere Länder. Beispielsweise ist Deutschland im Automobilbereich und beim Umweltschutz und zugehörigen Technologien führend. Im Bereich Mobilfunktechnik sind Finnland und Schweden vorne.

BMW

Was ist "Web"? Der Bereich Web umfasst Unternehmen die durch ihr Angebot im Internet Umsatz machen, also beispielsweise Google, Amazon, Ebay, StudiVZ, Twitter und Skype. Die meisten dieser Webangebote kommen aus den USA. Deutsche Projekte wie StudiVZ sind meist geklaute Konzepte, in diesem Fall Facebook. Natürlich gibt es auch deutsche Originale wie MyMüsli, aber die USA ist sehr viel produktiver.

Es stellt sich die Frage warum Deutschland immer hinterher, also ein "Lag Market", statt "Lead Market" ist. Welche Faktoren bestimmen, wer Lead Market ist? Es lassen sich fünf Vorteile identifizieren, die eine Lead-Rolle begünstigen. Ich möchte ihr erläutern, warum Deutschland kaum Vorteile besitzt im Bereich Web.

1. Nachfragevorteil

Für manche Produkte besteht aus unterschiedlichen Gründen einfach eine erhöhte Nachfrage. Im Falle von Solarenergie ist die Nachfrage in Deutschland beispielsweise durch staatliche Subventionen künstlich erhöht, um die Innovationstätigkeiten anzukurbeln. Im Webbereich erscheint die Nachfrage eher zurückhaltend. Es besteht allerdings Hoffnung, so konstatiert Global Faces and Networked Places - A Nielsen report on Social Networking’s New Global Footprint im März 2009 fest:

Germany arrives later to the social network party

Im Dezember 2007 lag Deutschland auf dem letzten Platz, zeigte aber 2008 das größte Wachstum. Aber ganz allgemein ist die USA nicht nur größer, auch ein höherer Anteil der Bevölkerung nutzt das Internet.

Bitkom Internetnutzung

2. Exportvorteil

Deutschland ist zwar Exportweltmeister (bzw. war es zumindest) aber im Web gilt das wohl nur für Xing (ehemals OpenBC). Länder wie die USA haben hier einen klaren Vorteil, da Englisch viel weiter verbreitet ist als die deutsche Sprache.

3. Transfervorteil

Dieser Vorteil entsteht durch Nachahmereffekte. Es ist allgemein bekannt, dass Trends aus den USA mit gewisser Verzögerung nach Deutschland überschwappen. In umgekehrter Richtung passiert das eher selten. Der Vorteil liegt also auch in diesem Fall bei den Vereinten Staaten.

4. Preis-Kosten-Vorteil

Das Hosting beträgt für ein kleines Startup meist den größten Kostenpunkt, in diesem Fall liegt die USA vorne. (Quelle)

5. Marktstrukturvorteil

Mit Marktstruktur sind Faktoren wie die Anzahl der Konkurrenten gemeint. Am günstigsten ist in diesem Fall ein Polypol, also weder einen einzelnen dominanten Marktführer, noch ein unüberschaubare Menge an Imitatoren. Wer hier im Vorteil ist, ist unklar.

Konkurrenz hat aber auch positive Effekte, wie sich sehr anschaulich am Silicon Valley beobachten lässt. Solche Startup Hubs bieten einen Nährboden durch ein reiches Angebot an (Venture) Kapital, Wissen und Kontakten.

Schlußfolgerung

Es ist klar, dass der Vorteil bei den USA liegt, doch muss man sich vor Augen halten, dass dies für konkurrierende Innovationen gilt. Demnach war StudiVZ von Anfang an dazu verdammt, von Facebook überholt zu werden. Für die Gründer kann StudiVZ jedoch trotzdem als Erfolg verbucht werden, nur für den jetzigen Eigentümer vielleicht nicht mehr. Das bedeutet also, das Kopieren von erfolgreichen Konzepten ist durchaus erfolgsversprechend.

Für den einzelnen Unternehmer sind die Erkenntnisse in diesem Artikel also wenig bedeutsam. Aber unsere Regierung sollte sich überlegen, wie man Deutschland in diesem zukunftsträchtigen Bereich stärken kann.

© 2010-10-02